Es war schon fast ein wenig provokant, im Alten Stadttheater in Eichstätt mit einem Bild
des Neuburger Ottheinrichsschlosses einzusteigen. Doch das Movie Night Orchestra, das sich alljährlich
zu einem einmaligen Konzert zusammenfindet, hatte den von Johann Strauss (Sohn) im Spätherbst 1866
und Winter 1866/67 komponierten Donauwalzer bewusst an den Anfang gestellt, um die Menschen
emotional in eine andere Welt zu entführen, nämlich in die Welt der Tanz-, Film- und Popmusik.
Im Alten Stadttheater in Eichstätt begeisterte das Movie Night Orchestra sein Publikum unter anderem mit
populären Filmmelodien. Nur einmal im Jahr geben die rund 50 Musiker gemeinsam ein Konzert.
Um es vorwegzunehmen: Das Ensemble begeisterte auch im dritten Jahr seines Bestehens, lockte wieder
zahlreiche Zuhörer ins bis auf den letzten Platz gefüllte Alte Stadttheater und stellt auf alle Fälle wegen
seiner Einmaligkeit eine Bereicherung im Eichstätter Kulturleben dar. Das Orchester hat sich zum Ziel
gesetzt, gehobene Unterhaltungsmusik live und mit künstlerischem Niveau zu interpretieren.
Fulminant und rasant ging es beim Trailer zum Film „The Rock“ zu. „The Rock“ spielt auf den
Spitznamen der Gefängnisinsel Alcatraz an. Dass das Movie Night Orchestra nicht nur „mit Bums“
spielen kann, wie Conférencier Georg Thaller nach diesem Stück treffend bemerkte, sondern auch die
romantische und sentimentale Seite der Musik beherrscht, bewiesen die ungefähr 50 Musiker, allesamt
fein ausgewählt vom musikalischen Leiter, dem aus Wellheim stammenden Gerhard Reissig, bei den
beiden Walzerstücken „Moon River“ und dem Liebesthema aus „Romeo und Julia“, beides Stücke aus der
Feder von Henry Mancini.Ein großer Schwenk folgte, denn auf Mancini folgten Sambaklänge aus der Feder von Zequinha de Abreu.
Seine bekannteste Komposition, der Choro „Tico Tico no Fubá“, wurde von vielen Musikern interpretiert.
An der Posaune glänzte Dieter Meyer, der wie auch alle anderen Soloinstrumentalisten während der
anderen Stücke im Orchester mitwirkten. „Wir halten zusammen“, deshalb müsse es auch so sein,
ergänzte Cornelia Schneider, die den kongenialen und feminin-charmanten Moderationspart zu Thaller
übernahm. Überhaupt ist es der Zusammenhalt, der das Orchester auszeichnet, denn seit drei Jahren
kommen die Musiker gerne zu Gerhard Reissig und zur jeweils einmaligen Aufführung im Alten
Stadttheater.
Da ist Konzertmeister Zoltan Martincsek beispielsweise mit dabei, der vor Jahren in Eichstätt lebte und an
der KU einen Lehrauftrag hatte und nun in Vaihingen bei Stuttgart lebt. Gage gibt es für die Musiker
keine, denn das eingenommene Geld geht voll für Unkosten wie Notenkauf oder Saalmiete drauf.
Im zweiten Teil des Programms reihen sich dann nahtlos bekannte und gern gehörte Klassiker von
Filmmusiken aus zwei populären Walt-Disney-Zeichentrickfilmen aneinander: zunächst ein Potpourri aus
„König der Löwen“ und im Anschluss daran „Die Schöne und das Biest“, wo sich die beiden
Gesangssolisten Cornelia Schneider und Georg Thaller traumhaft ergänzten.
Nach Ungarn entführte der Csardas aus der Feder des italienischen Komponisten Vittorio Monti, und
niemand anderer als der aus Ungarn stammende Zoltan Martincsek hätte dieses Stück solistisch besser
interpretieren können.
Ein Ausflug in die Popmusik beendete das Konzert. Beim schwungvollen und feurigen Abba-Medley
waren alle Texte eingeblendet, und das Publikum war aufgefordert, nach Herzenslust mitzusingen. Doch
die Zuhörer entließen das Orchester nicht ohne die obligatorische Zugabe. Und so tat Reissig gut daran,
die Stimmung mit dem Abendsegen aus Humperdincks spätromantischer Oper „Hänsel und Gretel“ zu
beenden, wobei sich die Gesangsolisten Cornelia Schneider und Waltraud Popp wunderbar ergänzen. Der
über der Bühne angebrachte Mond hielt himmlisch Wacht, bevor die Besucher endgültig in die stille
Eichstätter Nacht entlassen wurden.
Bilder und Text: von Edgar Mayer