Zwei wirklich großartige Konzerte (21./22.9.19)

 

Das Movie-Night-Orchester riss das Publikum zu regelrechten Begeisterungsstürmen hin

 

Eichstätt (EK)

Es war alles perfekt angerichtet zu zwei wunderbaren Konzertabenden, und das Movie-Night-Orchester lieferte samt Solisten das ab, was sein Orchesterleiter Gerhard Reissig versprochen hatte: "Unser Orchester rockt!" Die Konzerte des MNO, so der Kurzname des Orchesterensembles, sorgten am Wochenende für zweimal ausnahmslos begeisterte und euphorisierte Zuhörer sowie für einen beide Male restlos ausverkauften Festsaal im Alten Stadttheater. Selbst die Seitenbänke waren voll belegt, so dass die Veranstalter mit rund 850 Zuschauern ein absolutes Rekordergebnis verbuchen konnten. Das Movie-Night-Orchester unter Leitung von Gerhard Reissig zeigte sich im zwei Mal ausverkauften Alten Stadttheater in absoluter Bestverfassung.

Im Mittelpunkt des diesjährigen Programms stand Musik von legendären Klassikern und Disney-Musicals, größten Teils bekannte Melodien, die Gerhard Reissig, Motor des seit 2012 laufenden Movie-Night-Projekts, für das Jahreskonzert zusammenstellte. Dass diese Auswahl vollends gelungen war, zeigte sich an den Reaktionen des Publikums, die mit frenetischem Applaus und Standing Ovations die Leistungen der Musiker würdigten. Das Genre, dem sich das Movie-Night-Orchester widmet, ist als außergewöhnlich zu bezeichnen, denn eigentlich beschäftigen sich nur große

Filmorchester, wie das in Deutschland wohl bekannteste aus Babelsberg, intensiv mit dieser Musik. Die Stadt Eichstätt darf sich deshalb glücklich schätzen, dass "das, was vor 9 Jahren aus einer fixen Idee im Kopf des musikalischen Leiters Gerhard Reissig entstanden ist, sich zu einem erfolgreichen Dauerbrenner in der Eichstätter Kulturlandschaft gemausert hat", so die beiden Conférenciers des Abends, Georg Thaller und Conny Schneider. Beide führten wieder mit viel Charme, ungeheurem Esprit und einer Portion Schlagfertigkeit und Humor durch den Abend.

Neben den 50 Instrumentalisten, die alle in der Region verwurzelt sind, gestalteten fünf Vokalsolisten das Konzert mit.

Bereits bei den ersten temperamentvollen Tönen, dem vom amerikanischen Kongress und ehemaligen Präsidenten Ronald Reagan zum Nationalmarsch deklarierten "Stars and Stripes", zog das Orchester alle Register seines Könnens. Streicher, Bläser und Percussion zündeten ein musikalisches Feuerwerk an, das sich im Verlauf des Abends zu einem schwebenden, präzise abgestimmten Hörgenuss moderner Orchestermusik entwickelte. Danach enterte der Österreicher Edward R. Serban, Student im Fach Musical an der Theaterakademie August Everding in München, zum ersten Mal die Bühne und sang sich mit der "Biene Maja" mit faszinierender Brillanz in die Herzen der Zuhörer. Ebenfalls ins Kinderreich ging es bei "Peter Pan", jenem Jungen, der nie groß werden wollte: Helena Wolf in einem herzzerreißenden Duett mit der erst 12-jährigen Franzi Dickmann. Da kullerten nicht nur bei den (Groß-)Eltern in der ersten Reihe Tränen der Rührung. War es in den Anfängen des Films üblich, dass Stummfilme von Orchestern untermalt wurden, so hat man bei diesen Songs die (Trick-)Filme im Kopf: Kopfkino! Dann durfte Andrea Funk, bestens bekannt aus ihrer Titelrolle in der heurigen MUT e.V.-Produktion, mit Edward S. Serban als verliebtes Paar mit dem "Fliegenden Teppich" aus Aladdin abheben. "Ein Traum wird wahr", so ihr verliebter Titel, der für Franzi Dickmann, die zudem als Solistin bei "Ich bin bereit" aus dem Animationsfilm "Vaijana" glänzen durfte, wahr wurde. Denise Liepold, ebenfalls als Lokalmatadorin bestens bekannt, zeichnete sich beim "Das Farbenspiel des Winds" aus "Pocahontas", mit grandiosem Schmelz in der Stimme besonders aus. Auch Georg Thaller, der mit seinen Gags wie bei der Ankündigung von "Mission Impossible" durch sein Ungeschick beim Kartenspielen das Publikum zum Schmunzeln brachte, hatte selbst zwei Vokal-Soloauftritte mit dem Dschungelbuch-Klassiker "Probier's mal mit Gemütlichkeit" sowie der "Insel mit zwei Bergen", beides Mal mit eingebauter Slapstick-Garantie.

Dazwischen gab es immer wieder fulminante Instrumentalversionen des Orchesters, bei denen die Dramaturgie der klanggewaltigen Scores der visuellen Inszenierung der actionreichen Kinostreifen in nichts nachstand und sich als hochspannendes Kondensat der packenden und spektakulären Filmszenen erwies.

Ein Höhepunkt war sicherlich, als nahezu alle Solistinnen gemeinsam auf der Bühne standen und Helena Wolf und Edward R. Serban sich bei "Kann es wirklich Liebe sein" aus dem "König der Löwen" mit leuchtenden Herzen anschmachteten und Andrea Funk und Denise Liepold zusammen mit Deborah Harrison, die die Solistinnen auf ihren Auftritt vorbereitet hatte, den Background als "Zulu-Chor" bildeten.

Und was es da noch alles zu hören gab! Andrea Funk als "Eiskönigin", bei dem sie nicht nur den kleinen Prinzessinnen im Publikum ein Lächeln auf die Lippen zauberte, Denise Liepold und Edward R. Serban, die die Geschichte um den realen Verbleib der sagenumwobenen Zarentochter "Anastasia" des letzten russischen Herrschers erzählten.

Ein musikalischer Querschnitt aus "Gladiator" und als letztes Highlight ein buntes Potpourri aus einem "Großem Schuh" samt rasant geschnittener "Manitu"-Themen auf großer Leinwand als Tour de Force durch Prügeleien, Zockereien und mit reichlich Knalleffekten. Ein Highlight jagte das andere.

Welche Kraft Musik besitzt und dass sie als Bindeglied über Nationen, Religionen und Ideologien hinaus Menschen zusammenführen, zu Tränen rühren kann und Erinnerungen wecken kann, wurde an diesem Abend einmal mehr deutlich. Das Movie-Night-Orchester hat mit diesem Konzert wieder einmal Maßstäbe gesetzt.

Text: Edgar Mayer